Kummediandten

„Harvsttied is Theatertied“:

Speeldeel sorgte mit neuem Stück für viel Vergnügen

Ehrenteller für Gründungsmitglieder / Gags satt

 

 

„Harvsttied is Theatertied“, sagte Uwe Petersen in seiner Begrüßung zum Premierenabend der „Schleswiger Speeldeel“, „lang nuch hätt dat duuert, aber nu geit dat Slag op Slag”. Er gab eine Vorschau auf die Premieren der kommenden Monate, proklamierte Werner Jungjohann zum Ehrenvorsitzenden mit „stetem Rat zur rechten Zeit“, gedachte der Verdienste von Annemarie Dienesen, vor allem in der Anfangszeit der Bühne, auf und hinter der Bühne. Beide Gründungsmitglieder wurden mit dem Ehrenteller der „Speeldeel“ beschenkt. Und dann öffnete sich der Vorhang und gab ein Bühnenbild frei, das mit viel Liebe, Geschmack und Stilechtheit von Helmut Utermann, Ali Christians und Nico Kiesau aufgebaut war.
Dann rollte unter der Regie, perfekt wie gewohnt von Hauke Stieger, ein bühnenwirksamer Schwank in vier Akten ab, in der niederdeutschen Fassung von Manfred Hinrichs-Bettinger, „Kummedianten“, der dem „Raub der Sabinerinnen“ von Franz und Paul Schönthan nachkomponiert sein sollte, obwohl man von den „Sabinerinnen“ nicht mehr viel bemerkte.

Aber das machte nichts. Dieses Machwerk war so prall gefüllt mit Gags, Verwechslungen und, dank der vorzüglichen Darstellungskunst der Spieler, so vielen Überraschungen, daß es viel Szenenapplaus gab. Allen voran Jens Larssen als Theaterdirektor Beck, selbst seit 25 Jahren auf der Bühne zu Hause, unübertrefflich in Mimik und Gestaltung, ständig mit seinem Schlagwort „Gottkneep und Pannkoken“ präsent und dabei nie in die Klamotte abgleitend.

Peter Reimerdes und Irmgard Gleue als Professorenpaar Menke mit ihren Töchtern Lisbeth (Bärbel Jäns) und Anna die Ältere (Marina Boysen), verheiratet mit Dr. Cornelius Kruse (Kai Boysen), alle in stilechter Aufmachung, köstlich frisiert und in der Leistung als Laien- spieler höchstes Lob verdienend.

Liebenswert die kleine Trientje (Karin Jacobsen), bauernschlau und ein bißchen dümmlich, das so “schön traurige“ Theaterstück ihres Dienstherrn anbetend. Karlheinz Erichsen als Franz Groth, Kaufmann aus Hamburg, erscheint immer in Momenten, die sowieso verfahren sind, und endlich Wulf Gröning, sein Sohn als Christian von Haaren, Regisseur bei den Beckschen Kommödianten, der als „Rümdriever“ und „Schnösel“ allerlei auf dem Kerbholz hat, aber immer geschniegelt und gebügelt zum glücklichen Ende beiträgt und sich mit der schmucken Lisbeth verlobt.

Natürlich gab es ein „Happy-End“, und alles löste sich unter dem rhythmischen Klatschen der Zuhörer in Wohlgefallen auf. Für Jens und Erika Larssen war es ein Abend, wie sie ihn noch nie erlebt hatten, wurden sie doch geehrt mit der silbernen Ehrennadel des Bundes der Amateurtheater und dem Ehrenteller der Speeldeel.

Elfriede Kolmann
Schleswiger Nachrichten, 21. 11.1988