Medewatt

5. Norderstedter Amateurtheater-Tage

Auftakt in Platt

 

Kalli Walter, Horst Seegebarth

 

(DM)-Am Ende war man tatsächlich platt. Schließlich war es einer würzigen Salami zu verdanken, daß auf der Hallig Medewatt Frieden einkehrte. Mit dem Stück »Medewatt« eröffnete die Schleswiger Speeldeel die 5. Norderstedter Amateurtheater-Tage.

Doch der Auftakt am Freitag abend im Festsaal am Falkenberg gab auch Anlaß, der kürzlich verstorbenen Kulturbeauftragten der Stadt, Erna Zerling, zu gedenken. »Sie wird mit dem Kulturleben der Stadt für immer verbunden sein«, sagte Kulturdezernent Dr. Heinz Bischoff in seiner Eröffnungsrede. Als Mitinitiatorin habe sie maßgeblich dazu beigetragen, die Amateurtheater-Tage in Norderstedt auf die Bühne zu bringen:

Energiegeladen und heiter - Erna Zerling hätte sich gefreut - spielte die Schleswiger Speeldeel die plattdeutsche Familienfarce von Johann-Maria Meredig. Und dabei ging es nicht nur um die Wurst. Obwohl sich Schlachtermeister Lehrmann beim Anblick seiner eigenen Produktion in der gemieteten Ferienwohnung gleich wohlfühlte.

Man ist auf Urlaub, fernab allen Trubels und der rotierenden Wurstmaschinen. Ganz in Familie, mit Fernseher im Gepäck, erholsame Tage in Aussicht, - wenn da nicht die Familie Fleischhauer wäre, die bereits in derselben Wohnung wohnt.

Die Ruhe kehrt erst gar nicht ein. Denn beim Zusammentreffen der beiden Familien entzündet sich ein fürchterliches Donnerwetter. Die Unterhaltung wechselt von handfest derb bis vornehm schlecht, und ärgerlich schlüpft jeder in seine Koje.

Bis der Ball rollt. Eine Fußballübertragung bringt die Männer zusammen. Bei Bier und Korn wird die Sympathie »verwurstet«. Wirklich? Die Ereignisse überschlagen sich, wenn auch mit zu viel eingespielten Toilettengeräuschen. Doch am Ende war heller Sonnenschein – mit einem Biß „versöhnlicher“ Salami.

Hier gilt es, den Akteuren Respekt zu zollen. Die Rollen waren nahezu perfekt besetzt, die Charaktere mit Witz und Esprit getroffen. Die Laienschauspieler verstanden es, die Komödie gut in Szene zu setzen. Ein temperamentvoller Auftakt der Theater-Tage war´s. Eigentlich schade, daß viele Theaterfreunde die Möglichkeit nicht nutzten, ein fähiges Ensemble außerhalb der Abo-Reihen zu genießen.

Norderstedter Anzeiger, 21.11.89

 

 

“Dat is de Leev” - Huus weer rappelvull

Schleswiger Speeldeel: Erfolgreiche Erstaufführung mit einer Familienfarce

 

Wintertid is Speeltid. Winter hebbt wi nich, awers speelen doht se likers. Se — dat sünd de Plattdütschen in unse Stadt. Ditmol weer nu wedder de Schleswiger Speeldeel anne Reeg, so harrn en Eerstopföhrung mitbröcht. „Medewatt" heet dat Stück, un op dat Programm stünn „Familienfarce". Na, dor hett so mennicheen op luert, wat dat wull warrn kunn.

Un dat weer würklig en prima Sok. Dat Huus weer rappelvull, as Uwe Petersen sin lütte Schnackerie för de Begrötung holn dä. He sä, dat ditt Stück an 19. Februar wedderholt ward — wokeen noch ni dorwest is, de schull dat man gau noholn.

Dat speelt also op Medewatt, un dor steiht man bloots een Huus. Medewatt, dat is en lütte Hallig merrn in de Watt — se kunn ok Gröde orrer Habel orrer Oland heten. Dor keemen twee Familien hen — bi de Organisaschon harr wull en Computer orrer sowat verrückt speelt. Helmut Utermann harr en richtig smuck Sommerhuus ob de Bühn henstellt — äs de Vorhang opgung, geev dat al Applaus.

De Familien — dat keem gau röver in de Sool — keemen ut ganz ünnerscheedliche Verhältnissen: de Slachtermester Lehrmann un de Oberstudiendirektor Fleischhauer. To de Noms: de Fru, de dat Stück schrewen hett, Johanna-Maria Meredig, hett sick dorbi wat dacht: De een is en Slachter, de annere heet so: Fleischhauer. Un op de annere Sied: de een heet Lehrmann, de annere is en Lehrer-Mann. Se wull wol klormoken, dat se all lik sünd — tomindst an Enn. Vörher weer de Fleischhauer-Familie bannig vörnehm, örntli wat vun boben dol — Horst Seegebarth un Waltraut Heutmann weern dor richti bi togang un moken dat klor.

Op de annere Süd stünnen Kalli Walter un Erika Larssen — beide polterig, rappelig, mennichmol gnadderig. Awers se hebbt dat Hart op den richtige Placken, un dat kunnen se dat Publikum wiismoken. „Intelligenz un Salami" — dor dreier sick allens um. De beiden jungen Lüüd, Jörg-Peter Nissen und Britta Walter, de sik — is doch klor! — tofoten kriegt, stünnen so'n beten in de tweete Reeg achter de Olen. Awers ok se harrn allerhand to beeten. Bloots äs de Jung vun de Leev dropen weer „as en Blitz ut den Sommerhimmel", dor hett he dat villich en betern överdreeven.

Werner Jungjohann harr de Speelers intrimmt. Eers gung dat en beten toog to op de Bühn, awers no korte Tid hebbt se all dat goode Tempo funnen, plietsch un wuselig hebbt se speelt.

To de Anfang vun de tweete Törn, as de beiden Fruunslüüd mit Swiegen un ohn sick antokieken dat Obendbrot moken dän, dor geev dat bannig wat to smüstern. över de Strid in de eegen Reegen kämen sick de Familien neerer. Mol de een, denn de annere is dorbi, en lütte Stück notogewen. Wichtig weern ok de Alkovens, de dorde Slop-Schaps, de müssen richtig mitspeeln. Dörch de Flimmerkist un de Football keemen de Mannslüüd tosomen, se seeten denn op den sülbige Damper, de jungen Lüüd sowieso, ok wenn se dat en beeten komplizeert harrn mit dat „Du" un „Se". Un to dat Enn harrn sick ok de Fruunslüüd en ganzen Hupen to seggen.

Werner Jungjohann harr ok keen bang för, wenn dor op de Bühn mol gor nix passeern da: as de Mannslüüd in dat falsche Slop-Schap rinkrupen weern, dor passeerer gor nix, un de Tokiekers lachern, grienen un töwten: wokeen ward denn nu rutsmeeten? Awers nix weer, bloots de Sünn gung langsam op. Dor kunn sick jedeneen sin Gedankens moken ...

De drütte Törn, de treckt sik sowat en beeten in de Längde, dor kunn noch wat rutsneeden warrn.

All de Speelers hebbt wat to beeten — un Waltraut Hentmann nich-bloots, äs se ehr heele Schönheit in't Nachthemd präsenteern dä!

Hoor- un Snutenwark keem vun Heike Walter, de Lüttkram harr Olly Gröning tosomenholt, Björn Mummert harr för de richtige Ton to sorgen, un Alfred Christians weer de Techniker, bi den allens prima klappen dä, Heike Walter weer ok noch Toseggersch. Mit düsse Obend hett de Schleswiger Speeldeel en grote Erfolg hat — düsse Eerstopföhrung harr dat in sik!

Reimer Pohl

Schleswiger Nachrichten

 

 

Kleiner Zuschauerkreis war begeistert

Gerngesehene Gäste: Die “Speeldeel” aus Schleswig

 

Wesselburen (im) Schon seit mehreren Jahren ist das Ensemble der Schleswiger Speeldeel in Wesselburen mit seinen Aufführungen plattdeutscher Stücke gern gesehen, zeichnet sich das Repertoire doch stets in schauspielerischer wie auch inhaltlicher Hinsicht durch Qualität aus. Besonders die Aufführungen mit ernstem Charakter hinterließen nachhaltige Eindrücke. So freute sich das „Stammpublikum" diesmal wieder auf das Kommen der Schleswiger und wurde auch nicht enttäuscht, denn vom Bühnenbild bis zum Text war die Familien-Farce „Medewatt - in dree Törns vun Johann-Maria Meredig" ein voller Erfolg.

Sicher enttäuscht von dem sehr mäßigen Besuch waren die Schauspieler, die sonst ein volles Haus gewohnt sind, und die Veranstalter der Hebbel-Gesellschaft, für die Volker Schulz als Sekretär und derzeitiger Leiter des Hebbel-Museums die Gäste begrüßte. Durch eine Häufung von Veranstaltungen, die bei der Planung nicht vorhersehbar gewesen seien, wären sicher viele Wesselburener an dem Besuch der Vorstellung gehindert worden, hieß es zum allgemeinen Bedauern.

Was zwei Familien, die durch ein Versehen auf einer einsamen Hallig „Medewatt" das einzige Ferienhaus teilen mußten, in der ersten Nacht erlebten, war der turbulente Inhalt des Schwankes. Das Zusammentreffen von Schlachtermeister Lehrmann und Lehrer Fleischhauer konnte wegen der unterschiedlichen Lebensauffassungen nicht problemlos abgehen.

Kalli Walter als Lehrmann und Horst Segebarth als Fleischhauer, Erika Lassen als Schlachtergattin und Waltraul Heutmann, die Lehrerfrau, kamen sich dennoch näher, wie auch besonders ihre erwachsenen Kinder, die Britta Walter und Peter Nissen spielten.

Das eingespielte Team unter der Regie von Werner Jungjohann brachte auf der Bühne und hinter den Kulissen auch für die wenigen Besucher sein Bestes.

Dithmarscher Landeszeitung

17.3.1989

 

 

De Rullen un de Speelers

 
 

Ernst-Martin Fleischhauer
Oberstudiendirektor

 

Horst Seegebarth

Gerhild Fleischhauer
sien Fru

 

Waltraud Heutmann

Ernst-Friedrich
jüm ehr Söhn

 

Jörg-Peter Nissen

Rudolf Lehrmann
Slachtermester

 

Kalli Walter

Gabi Lehrmann
sien Fru

 

Erika Larssen

Susanne
jüm ehr Dochder

 

Britta Walter

 

 

 

Intrimmt hett

 

Werner Jungjohann

Hoor un Snutenwark

 

Heike Walter

Speeldeel inricht

 

Helmut Utermann

Lüttkram

 

Olly Gröning

Ton

 

Björn Mummert

Technik

 

Alfred Christians

Toseggen deit

 

Heike Walter