Twüschen Himmel un Eer

Wat nich allns gifft...

"Twüschen Himmel un Eer": Speeldeel erheiterte Zuschauer

 

Peter Philipp, Uwe Petersen, Andrea Gerats

Peter Philipp, Uwe Petersen, Andrea Gerats

 

Sieben kurze Stücke an einem Abend - hält das die Spannung durch? Die Schleswiger Speeldeel unternahm das Wagnis - und gewann. Konrad Hansen, von dem die Szenen stammen, nannte die Folge "Twüschen Himmel un Eer". Jetzt hatte sich die Speeldeel. unter der Regie von Uwe Petersen und Olly Gröning daran gemacht, die Texte "über die Rampe" zu bringen. Die Texte- denn viel Handlung gab es nicht, das Wort mußte wirken.

Und das praktisch ohne Kulissen: eine versetzte Wand, vier veränderbare Versatzstücke, ein paar Möbel, Leiter, Fernseher, Telefon und eine wichtige Zimmerpalme, das war alles. Verantwortlich für die Bühne war Alfred Christians. Werner Jungjohann begrüßte die. Zuschauer, die das Haus fast füllten. Uwe Petersen spielte den „Kleindarsteller mit Umbauverpflichtung" Franz Piepgras, der seine großen Auftritte zwischen den Szenen hatte. Überleitende Worte, Gags, Lebensweisheiten, Bühneneinrichtung - das war bei Petersen eine Einheit in großartiger Form.

Das ganze bunte Leben war in den kurzen Stücken eingefangen: Ob es die Liebe war, die - für 50 Mark - bei Fräulein Schütt und Herrn Mackeprang ganz oben im Riesenrad erblühte; ob es den sehr menschlichen Banküberfall betraf, der zur Zufriedenheit aller Beteiligten ausgeht oder ob die technisierte Aufnahme in den Himmel gezeigt wurde - immer hatten die Darsteller das Publikum auf ihrer Seite, obwohl die Spannung jedesmal neu aufgebaut werden mußte.

Aktuelle, ernste Gedanken kamen beim "Ölscheich" auf; man kam zu Lebensweisheiten und Geständnissen, bloß weil der Fernsehapparat einen Wackelkontakt hatte. "Dat Menu" mit imaginären Speisen und Getränken lotete die Tiefen der Menschen aus, und beim "Babysitter" hatte "Franz Piepgras" seine große Nummer, durch die es hier wirklich zu "action" und Turbulenzen kam..

Neu im Ensemble sind Andrea Krumrey und Hans Paulsen, die ihre Feuertaufe gut bestanden; ebenso versetzten sich die anderen Damen und Herren mit Engagement in ihre Rollen: Anne Schmidt, Bärbel Jöns, Horst Seegebarth, Claus Schimmer, Heinz-Jürgen Faust, Ingrid Back und Peter Philipp (der etwas deutlicher sprechen sollte).

Es gab vom Publikum, das einen vergnügten Abend erlebt hatte, herzlichen Beifall, und selbst das Verteilen der Rosen geriet bei Uwe Petersen noch zu einem Kabinettstückchen.

Reimer Pohl

Schleswiger Nachrichten, 30.1.1995