Auch auf Platt kann man über Kishon lachen

Es war eine große Herausforderung für die Speeldeel, aber das Ensemble hat sie gemeistert: Gekonnt setzte es die plattdeutsche Kishon- Fassung "De Trooschien" in Szene

 

Jens Larssen, Elke MeifortJens Larssen, Elke Meifort

 

Schleswig
Es war nicht einfach für die Schleswiger Speeldeel, vielleicht sogar gewagt, den in Deutschland so anerkannten Autor Kishon nun auch mundartlich auf die Bühne zu bringen. Sein Witz und Charme, seine bissige Ironie in satirischem Gewand erfordem immerhin sprachliches Feingefühl. Doch Loore Moor hatte die Komödie "De Trooschien" nach der deutschen Fassung von Helmut Castagne mit plattdeutschen Redensarten so reichlich angefüllt, dass die Zuhörer bei der Premiere viel schmunzeln und oftmals herzhaft lachen konnten.

Und die Spieler gaben sich alle Mühe, diesem Grundansatz des Autors gerecht zu werden. Allen voran Jens Larssen als Spielleiter und zudem in der Hauptrolle des Klempnermeisters Daniel Borzikowsky - mit ausgeprägter Impulsivität konnte er durchgehend die Spannungen in jenem Familiendrama, das gar keines war, schauspielerisch bestimmen und die bissig-übertriebenen Auswürfe auf die menschliche Unvollkommenheit zurücklenken. Typisch Kishon und dazu noch "op platt" zubereitet. So war die Darbietung auch ein freundliches Gedenken an den am 29. Januar 2005 verstorbenen Autor.

Wie stets bei Kishon ist die Handlung alltäglich-banal: Viki will den Statistiker Robert heiraten, doch der Trauschein von Vikis Eltern ist unauffindbar, und der damalige Standesbeamte arbeitet jetzt bei der Botschaft in Mexiko. Auf Nachfrage erscheint der Amtsangestellte Bunky; statt nachzuforschen verliebt er sich in Viki. Große Turbulenzen folgen: Robert ist gekränkt von Vikis Verhalten, deren Vater Daniel poltert ungehemmt und bandelt mit Nachbarin Rose an, so dass Mutter Ella ausziehen will. Als diese ein Wandbild in ihren Koffer packt, findet sich darin der Trauschein. Ella und Daniel versöhnen sich, aber Viki entscheidet sich für Bunky.

Bunky und die verwitwete Nachbarin Rose bringen Unruhe in die scheinbare Familienidylle. Sie wurden von Lutz Schnoor und Silke Jöns in Szene gesetzt, ihre verschmitzten Gesten erhöhten die Heiterkeit. Thomas Erichsen setzte als Statistiker Robert bei der Brautwerbung gekonnt seine Schein-Höflichkeit auf, die Tanja Schmidt als Viki gut als Zerreißprobe darstellte. Die auf der Bühne stets bewährte Elke Meifort verstand es, wechselhafte Stimmungen im Eheleben durch zuweilen. sanfte, aber auch resolut-drastische Regungen zu verdeutlichen. Unübertrefflich war Jens Larssen in seiner ganzen Vitalität, in Mimik und den übertriebenen Ausbrüchen, die sich nach all den Aufregungen doch als ganz unnötig erweisen sollten - so auch die Absicht des Autors..

 

Hansjürgen Buyken

Schleswiger Nachrichten,22.3.2005