De Kontrabass

Ein glänzender Speeldeel - Solist

Allein auf der Bühne — abgesehen von einem honigfarbenen Instrument: Speeldeel-Mime Uwe Petersen meisterte das Ein-Personen-Stück „De Kontrabass". Die plattdeutsche Version lebt von der Wandlungsfähigkeit des Darstellers.

 

Uwe Petersen
“Kontrabass speelen is to allererst en Kraftakt”
Uwe Petersen mit großem Ausdruck        

 

Schleswig - Die Schleswiger Speeldeel, die im kommenden Jahr ihr 50-jähriges Bestehen feiert, lebt von der Gemeinsamkeit im Ehrenamt. So stehen bei den Aufführungen meist viele Schauspieler gleichzeitig auf der Bühne. Doch es gibt auch Ein-Personen-Stücke -eines davon hatte am Freitagabend in „Uns lütt Theoter" Premiere: „De Kontrabass" nach dem gleichnamigen Monolog von Patrick Süskind. Allein auf der Bühne bestreitet Uwe Petersen die Theaterabende. Er zeichnet für die plattdeutsche Fassung verantwortlich, kennt sich also bestens in der Materie aus. Das machte sich bei seinem Agieren auf der Bühne bezahlt: Man spürte seine große Wandlungsfähigkeit, die er überzeugend unter Beweis stellte.

Sein Text wirkte nicht eingeübt, sondern stellte sich natürlich, ohne jede Verkrampfung dar. Gestik, Mimik und Sprachausdruck konnte er ohne Schwierigkeiten dem Text anpassen, der Text lebte dadurch -wenn er etwa das Verhältnis Orchester-Dirigent ansprach und verschmitzt meinte: „Wi speelt mennichmol eenfach an em vörbi", dann war das einer der Höhepunkte.

Mit ausdrucksstarker Körpersprache sinnierte er über den Kontrabass: Dieses Instrument sei die Grundlage jedes Orchesters, ohne Kontrabässe sei jedes Ensemble aufgeschmissen. Da trat seine eigene Persönlichkeit zu Tage: „Bassist Petersen I" sei eigentlich kein Musiker, vielmehr ein Handwerker, der von Musik nicht viel Ahnung habe. Und schon äußerte er seine Liebe zur Mezzo-Sopranistin Sarah - allein wie er ihren Namen aussprach, war ein Kabinett-Stückchen! Dann wandte er sich wieder seinem Instrument zu und bewies mit einem Trick, dass es nicht nur sehr hohe Töne, sondern sogar solche Klänge erzeugen könne, die das menschliche Ohr gar nicht mehr aufnehmen kann. Apropos Trick: Köstlich war das Experiment mit dem schalldichten Fenster -dafür der Bühnentechnik ein hohes Lob.

Aber seine Vorbehalte gegenüber dem „geliebten" Instrument wurden schon deutlich. Möglichkeiten für Lacher hatte das Publikum reichlich. Beispielsweise bei dem Satz: „Kontrabass speelen is to allererst en Kraftakt un hett mit Musik afsolut nix to dohn". Auch mit Richard Wagner und dessen Musik sowie mit dem Jazz hatte er seine Probleme, während er Brahms und Schubert hoch achtete. Dann aber kam der Kontrabass als Sittenwächter ins Spiel, und das gab dem Akteur die Gelegenheit, über die Schwierigkeiten der Liebe zu meditieren.

Immer wieder wurde die Wandlungsfähigkeit des Künstlers Uwe Petersen in Sprache, Ausdruck, Mimik und Darstellung deutlich. Durch dem Kleiderwechsel - vom Bademantel zum Frack mit Fliege - trat eine Veränderung der ganzen Stimmung ein: Gab sich der Bassist Petersen vorher sehr persönlich, geradezu hemdsärmelig, so wirkte er jetzt distanziert, sachlich und fast vornehm. Kleider machen eben doch Leute.

Das Publikum dankte mit stehenden Ovationen.

REIMER POHL

Schleswiger Nachrichten, 5.1.2009

 

 

De hebbt mitmakt

Kontrabassist

 

Uwe Petersen

Toseggersch

 

Rosi Simon

Bühnenbild

 

Manfred Hahn

Licht un Ton

 

Klaus Müller

Regie

 

Horst Seegebarth

Verlööv to´n Speelen bi Diogenes Verlag, Zürich