Rünner to´n Fluss

Tiefgründiger Humor und Augenblickskomik

 

Rünner

Birgit Panten, Carsten Bendixen

 

SCHLESWIG Die zweite Premiere der Spielzeit hatte die Schleswiger Speeldeel wieder in das Theater von Slesvighus gelegt. Der Festsaal war bis auf den letzten Platz besetzt - das plattdeutsche Theater hat sein Publikum!

Gespielt wurde an diesem Abend die Komödie „Rünner to´ n Fluss" von Frank Pinkus in der plattdeutschen Fassung von Renate Wedemeier. Unter der Regie von Felix Borchert agierten Birgit Panten (Anke) und Carsten Bendixen (Karsten) - sie bestritten das Zwei-Personen-Stück hervorragend. Bewundernswert war ihre Wandlung, wie aus einer praktischen Zweckgemeinschaft doch auf einmal eine heiße Liebe wird.

Zum Inhalt: Beide haben fast gleichzeitig ihren Ehepartner verloren. Während Anke froh zu sein scheint, ihren Manfred, genannt „Tarzan", losgeworden zu sein, trauert Karsten seiner Mechthild etwas nach. Deswegen tritt er zunächst sehr stark gegen die Annäherungsversuche von Anke ein; Aus ihren hitzigen Dialogen kann man nicht erkennen, wie das einmal anders werden soll. Aber langsam wird doch deutlich, dass er seine Meinung leicht ändert, vor allem, als es um den „echte Mann" geht. Aber lange Zeit redet er die agile Frau mit „Sie" an, während sie schon längst das kesse „Du" benutzt.

Die Schwierigkeit lag darin, dass die Komödie praktisch keine Handlung hat, sondern nur vom Dialog lebt. So waren die beiden Darsteller sehr stark auf den Text gestützt, dazu kamen die Körpersprache, die Mimik und die Gestik. Der Verlauf der Aufführung deutet auf eine starke, vertrauensvolle Zusammen arbeit mit dem Regisseur hin - das Ergebnis war dementsprechend positiv. Das Stück selbst hat Längen und manche platten Albernheiten, aber in den meisten Fällen war doch tiefgründiger Humor der tragende Grund. Und das machten Birgit Panten und Carsten Bendixen ausgezeichnet - die Augenblickskomik stand oft im Vordergrund.

Einige Szenen stachen besonders hervor, zum Beispiel die Cognacszene oder auch die Erzählung, wie Karsten über seine Eltern berichtet. Der Höhepunkt war der vierte Akt, in dem sich manches zu klären scheint, obwohl noch Fragen offen bleiben.

Den beiden Schauspielern ist großes Lob auszusprechen. Sie mussten eine große Text-Menge lernen und standen praktisch zwei Stunden allein auf der Bühne. Aber das Ergebnis war hervorragend - das Publikum dankte mit lang andauerndem Beifall.

Vor Beginn hatte Uwe Petersen mehrere Mitglieder geehrt: Claus Schimmer, Peter Philipp und Reinhard Huxhold für eine 25-jährige Bühnentätigkeit sowie Erika und Jens Larssen, die sich seit 50 Jahren für die Speeldeel engagieren. Volker Schwarz dankte Uwe Petersen, der 25 Jahre Vorsitzender der „Speeldeel" gewesen war und jetzt zum Ehrenvorsitzenden ernannt wurde. Sein Haupterfolg sei die Einrichtung des eigenen Speeldeel-Theaters in der Friedrichstraße.

Reimer Pohl

Schleswiger Nachrichten, 21.10.2013

 

 

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